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Wenn der Verstand mit der Liebe im Einklang ist gibt es eine bessere Welt .:. Wir arbeiten daran

Warum wir im Pre-Faschismus sind

Testläufe für den Faschismus an allen Fronten!
Fintan o‘ Toole in der Irishen Times, übersetzt von Jan Heilig: „Um zu begreifen, was jetzt in der Welt vor sich geht, müssen wir über zwei Dinge nachdenken. Das Eine ist, dass wir in einer Phase der Testläufe leben. Das Andere ist, dass das, was erprobt wird, der Faschismus ist – ein Wort, welches man mit Vorsicht verwenden sollte, aber nicht vermeiden, wenn es so klar am Horizont auftaucht. Vergesst „Post-Faschismus“ – was wir gerade erleben, ist Pre-Faschismus.

Es ist leicht, Donald Trump als ignorant abzutun, nicht zuletzt, weil er es ist. Aber er hat ein genaues Verständnis von einer Sache: Test Marketing. Er kreierte sich selber auf den Klatsch Seiten der New York Boulevardpresse, in denen Berühmtheit aufgebaut wird, indem man unverschämte Geschichten säht, die man später bestätigen oder leugnen kann, je nachdem, wie sie sich entwickeln. Und er hat sich selbst im Reality-TV erneut aufgebaut, wo die Storylines je nach Bewertung angepasst werden können. Gib dort etwas raus, zieh es zurück, passe es an, und dann weiter damit.

In einer bestehenden Demokratie entsteht nicht urplötzlich Faschismus. Es ist nicht einfach, Menschen dazu zu bringen, ihre Vorstellungen von Freiheit und Anstand aufzugeben. Dazu muss man Testläufe starten, die, wenn sie gut gemacht sind, zwei Zwecken dienen: Sie gewöhnen die Leute an etwas, vor dem Sie ursprünglich zurückscheuen würden, und sie erlauben es einem, das zu verfeinern und zu kalibrieren. Das ist genau, was gerade passiert, und wir wären Narren, wenn wir es nicht sehen würden.

Eines der grundlegenden Werkzeuge des Faschismus ist Manipulation von Wahlen – das haben wir bei der Wahl von Trump, beim Brexit-Referendum und (weniger erfolgreich) bei den französischen Präsidentschaftswahlen gesehen. Ein anderes ist die Generierung von tribalen Identitäten, die Teilung der Gesellschaft in polarisierte Lager, die sich gegenseitig ausschließen.

Der Faschismus braucht keine Mehrheit – er kommt in der Regel mit etwa 40 Prozent Unterstützung an die Macht und nutzt dann Kontrolle und Einschüchterung, um diese Macht zu festigen. Es spielt also keine Rolle, ob die meisten Menschen dich hassen, solange deine 40 Prozent dir fanatisch ergeben sind. Auch das ist schon getestet worden.

Und der Faschismus braucht natürlich eine Propaganda-Maschine, die so mächtig ist, dass sie für ihre Anhänger ein Universum von „alternativen Fakten“ schafft, das für unerwünschte Tatsachen verschlossen bleibt. Auch hier sind die Tests sehr weit fortgeschritten.

Aber wenn das alles getan ist, gibt es einen entscheidenden nächsten Schritt, normalerweise der kitzligste von allen: Man muss die moralische Grenzen aushölen, muss die Menschen dazu bringen, Handlungen von extremer Grausamkeit zu akzeptieren. Wie Hunde müssen die Menschen Blut lecken. Sie müssen Geschmack an der Grausamkeit erlernen.

Der Faschismus tut dies, indem er das Gefühl einer Bedrohung durch eine verachtet Außenseiter-Gruppe aufbaut. Dies ermöglicht es, die Mitglieder dieser Gruppe zu entmenschlichen. Sobald das erreicht ist, kann man den Einsatz schrittweise erhöhen, man arbeitet sich phasenweise vor, von der Zerstörung von Fenstern bis zur Auslöschung.

Es ist dieser nächste Schritt, der jetzt auf den Prüfstand gestellt wird. Das wird gerade in Italien durch den Rechtsaußen-Chef und Innenminister Matteo Salvini getan: Wie gut kommt das, wenn wir die Bootsladungen von Flüchtlingen einfach abweisen? Lasst uns einmal als Versuchslauf eine Registrierung aller Roma machen und sehen, wie das beim Publikum so ankommt. So wurde ebenfalls von Trump ausgetestet: Mal sehen, wie meine Fans auf weinende Babys in Käfigen reagieren. Ich frage mich, wie das mit Rupert Murdoch läuft.

Die bewusste Traumatisierung von Migrantenkindern einfach als „Fehler“ von Trump anzusehen, wie es die meisten Kommentatoren getan haben, ist eine schuldhafte Naivität. Es ist ein Testlauf – und er war ein großer Erfolg. Trumps Behauptung letzte Woche, dass Einwanderer die USA „verseuchen“, ist ein Test-Marketing, ob seine Fans bereit sind für den nächsten Schritt in der Sprache: Und der ist natürlich, von „Ungeziefer“ zu sprechen.

Und die Bilder von Kleinkindern, die von ihren Eltern fortgezerrt wurden, sind eben ein Test dafür, ob man die bloßen Worte nun auch als Bild und Ton ausspielen kann. Es war immer ein Experiment – und es endete (aber nur teilweise), weil die Ergebnisse nun vorliegen.

Und die Resultate sind recht zufriedenstellend. Es gibt gute Nachrichten an zwei Fronten. Erstens ist Rupert Murdoch zufrieden damit – seine Sprachrohre bei Fox News haben sich an barbarischer Krassheit selbst übertroffen: Schweinsgeräusche bei der Erwähnung eines Down-Syndrom-Kindes, die Beschreibung von weinenden Kinder als Schauspieler. Sie haben das ganze Programm an Sudel und Schlamm ausgereizt: Selbst die farbigen Babys sind Lügner. Ihr qualvolles Schluchzen sei typisch für das manipulative Verhalten dieser Fremden, die uns verseuchen wollen – sollten wir nicht eine Rasse fürchten, deren Säuglinge so hinterhältig sein können?

Zweitens, die Hardcore-Fans liebten es: 58 Prozent der Republikaner sind für diese Brutalität. Trumps gesamte Zustimmungs-Werte liegen bei bis zu 42.5 Prozent.

Das ist sehr ermutigend für die pre-faschistische Agenda. Der Prozess des Blutleckens in der demokratischen Welt hat begonnen. Die Muskeln, die die Propagandamaschinen brauchen, um das Unhaltbare zu verteidigen, werden aufgebaut. Millionen und Millionen Europäer und Amerikaner lernen, das Unvorstellbare zu denken.

Was ist, wenn die Schwarzen im Meer ertrinken? Oder was ist, wenn diese farbigen Kleinkinder für das Leben gezeichnet werden? Man hat bereits in den Köpfen die Grenzen der Moral überschritten. Sie sind wie Macbeth, „noch jung in der Tat“. Aber die Tests werden verfeinert, die Ergebnisse analysiert, die Methoden perfektioniert, die Nachrichten geschärft. Und dann können die Taten folgen.“

*** Quelle: Irish Times, Fintan O’Toole 26.6.2018 – Übersetzung ganz amateurhaft (und angepasst an unsere Sprachbilder) von Jan Heilig.

Übernommen aufs Blog vom Krischan.

Weil einfach einiges Wahres drinnen steckt. Ergänzt um folgende Gedanken:

Wem denn würde ein weltweit ausbrechender Faschismus nützen? Gehen wir das mal durch:

In jedem Land wäre eine Clique an der Macht, die das Volk nach belieben steuern und ausnehmen kann. Zugunsten ihrer Wirtschaftsfreunde. Ohne das Volk und die Demokratie jemals mehr ernsthaft fürchten zu müssen. Abwählen ist dann nicht mehr, da der parteiliche Mitbewerb auf eine kontrollierbare, kleine Opposition zusammengestutzt werden kann.

Die Wirtschaftsfreunde sind vernetzt oder gleich Teil der großen Globalisierungs- und Währungsgewinner. Unsere Prominenten und unbekannten Multimilliardäre und die im selben Netzwerk wuchernden Elitefinanzjongleure. Die können noch einfacher die Märkte absaugen und sich mit den Ländern arrangieren. Eine übergreifende Kontrollinstanz wird als Einmischung in die Länderautonomie angesehen und kann viel einfacher abgewehrt werden. Demokratische globale Organisationen, die sich dem Gemeinwohl aller Menschen und der Weiterentwicklung der Menschheit und dem Hüten dieses Planeten verschrieben haben können leichter kontrolliert und nach Ländern ein und ausgeschalten und an die Wirtschaftsbedingungen für die Profiteure angepasst werden.

Und welche Personen sind das? Alle, die in möglichen Entscheidungsvorgängen eingebunden sind, und nichts gegen diese Entwicklungen machen obwohl sie es mitbekommen und könnten. Alle, die ihre Interessen und dabei meistens auch Profit und Machtausbau, weiterverfolgen obwohl sie genau wissen das so ein System und lauter Rückschritte in der Gesamtheit betrachtet herauskommen würden. Alle die Geld unbedingt vermehren müssen und dabei nicht die höchsten ethischen und gesellschaftlichen Maßstäbe ansetzen um dies zu erreichen. Möglicherweise gibt es „Dunkle Strategen“ die sich die Weltherrschaft im eigenen Bunker ausdenken und die Strippen dafür ziehen. Doch Namen gibt es dafür keine, auch keine Familiennamen. Jeder Mensch ist mit einem schwach oder besser ausgebildetem Gewissen ausgestattet und die meisten Menschen orientieren sich genau danach in ihrem Leben, vor allem ab der 2. Lebenshälfte. Doch Unwissenheit und Mitläufertum schützt nicht vor den Fehlern in der Gesellschaftsstruktur und Denkweise, die wir uns über die Jahrhunderte bis in die Neuzeit mit einer unglaublich grausamen Geschichte aufgebürdet haben. Dunkle, böser, gewissenloser ist dann die Stufe, wo man genau weiß, was sich abspielt und nur aus Eigeninteresse sein Gewissen unterdrückt, sich mit Kunst und Kultur und vielfältigen Interessen ablenkt und das Spiel einfach mitspielt. Weil es bequem und leider geil ist.

Diese Schicht, die oftmals vom weiteren Aufstieg zu irgendwelchen persönlich ausgewählten Vorbildern aus der subjektiv wahrgenommenen obersten Schicht Personen träumt, aber wohl viel öfter noch Alpträume vom Fall in den Abgrund und dem Ende des Scheins haben wird, ist eigentlich zum einen die schlimmste, birgt aber andererseits das meiste Potential für echte Veränderungen und ein Umdenken und damit einem folgenden Umlenken. Dort heraus sollten sich die Vorbilder bilden und mehr und mehr öffentlich zeigen, und nicht die Abschottung und Absicherung vor dem dann installierten Faschismus als Zwischenschicht vor dem gemeinen Volk und der armen, wohl immer wieder wechselnden Feindbilder sollte das Maß der Dinge sein, sondern das eigene und dann das weitergegebene Umdenken, die neuen Visionen, die strahlenden, wo einem das Gewissen wieder auf natürliche Höhenflüge lenkt und das Leben damit wieder zum strahlen beginnt. Denn die Farbe des Faschismus und des Endes dieses Weges ist nicht braun, sondern fahlgrau und farblos. Für alle die dann noch hier sind inklusive der Führerschaften.



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