WohnZimmern: Mit feinem Klangteppich den Raum überziehen
Weil der Sommer so schön ist, und ein aufstrebender Stern namens Richard Steinschlag am Produzentenhimmel der elektronischen Tanzmusik beworben werden will, findest du hier nun frei zum reinhören einen neuen DJ Mix von mir. Mit seinen aktuellen Tracks, die bald beim Plattendealer deiner Wahl zum kaufen und runterladen sind. Für DJs und Fans kann ich vermittelnd mithelfen versuchen, Remixer werden übrigens auch noch gesucht.
WohnZimmern by Krischan777 on Mixcloud
Bis du mit dem hören von elektronischer Musik wirklich vertraut, so kannst du einfach auf Play drücken und die nächsten Absätze überspringen.
Falls dem nicht so sei: Dir wird im Vergleich zu klassischer Musik oder auch Rock und Pop auffallen, dass da einiges fehlt an musikalischen Elementen. Die Tiefe der Emotionen, die Komplexität in den Geschichten, alles ist stark reduziert und minimalisiert. Ja, dass ist die Absicht daran, denn es soll den Geist beim hören frei lassen, aber dir eine gewisse Grundschwingung mitgeben und diese zwar varieren, aber sehr fliessend. Daher sind die Übergänge von den einzelnen Werken bewusst nicht antreibend und hart gestaltet, sondern mehr weitertragend. Von einer Stimmungsnuance in die nächste, aber niemals außer Acht lassend, daß es dich antreiben soll. Dich und deinen Körper, daher gilt eine Regel:
Stillhalten, oder gar Widerstand gegen die beim Zuhören ausgelöste Dynamik, werden als störend empfunden. Laß dich zur Musik bewegen, schieb aktiv mit und Tanze, oder mach wenigstens den Wackeldackel mit dem Kopf, dann wirst du den Unterschied spüren.
Man kann auch mit allen Sinnen in diese Musik reingehen, wird dann aber immer wieder bemerken, dass es nicht über längere Zeit und ohne massive Hilfsmittel gelingen mag, sie völlig zu erfassen und sich darin aufzulösen in den emotionalen und vor allem auch mentalen Musikgenuss. Dieser Effekt ist Absicht, es soll eine anregende Begleitung auf den eigenen Mindtrip sein, aber keine vorgegebene akkustische und visuelle Reise. Eine mögliche Gedankenreise, die gerne mit körperlichen Tanzaktivitäten kombiniert werden kann, und die Freiheit, anstelle von vorgegebene Muster und klar erfaßbaren textlichen Einlagen anbietet. Man dreht sich seinen Film selbst, und wird dazu auch angetrieben und durch die rythmische Wiederholung, die Veränderungen und dem Fließen angeregt.
Nachteil: Emotional ist es nicht wirklich eingängig und einprägsam. Ohrwurmeffekt: Fast gleich null.
Vorteil: Hat man die ersten Hürden zum Genuß hinter sich gelassen, hört man immer wieder neues heraus. Was aber gar nicht nötig ist, es gibt bereits so viele gute DJ Mixes das man wohl bis in alle Ewigkeiten neue Klangteppiche und Mindtrips ausloten kann.
Wehrt man sich gegen den doch ein wenig aufgenötigten Antrieb durch die Art der Zusammensetzung der Instrumente und Klänge, erwartet man sich „Musik statt Lärm“, so wird sich die Wirkung eher wie leichte bis stärkere Nervösität anfühlen. Und dich wohl bald zum Raum verlassen bringen.
Ich weiß nicht, ob diese mir gut bekannte Reaktion (liebe Trolle, diese Auflage ist nicht für Euch, sondern so geht es jedem elektronischen DJ!) eine Art Auto-Immunsystem bei manchen Menschen darstellt, oder ob sie eigentlich nur Übung im Erleben dieser Musikrichtung brauchen.
Umgekehrt könnte man natürlich auch fragen, was ich und alle anderen Liebhaber dieses Genres so gemacht haben oder uns angetan wurde, dass wir diese eigentlich klar als „Seelenlos“ zu bezeichnende Musik trotzdem schön finden und uns davon gerne berieseln, berauschen und davontragen lassen. Am liebsten durchgehend, da es unseren Fokus ja selten und nach eigener Wahl voll füllt, und meistens eher als Klangteppich und Sountrack unseres elektronifizierten Lebens begleitet.
Die Antworten soll sich jeder nach freier Wahl aus der Musik heraussuchen können, wird einem der Lärm aufgedrängt, so ist man sofort in der Abwehrfalle. Aber kann man es genießen, so ist das erfreuliche dran das alle Antworten zu diesem neuen Genre nicht so schnell gefunden werden. Da es noch mehr als bei allen anderen Musiksparten einen schier unerschöpflichen Quell an immer neuen Eindrucksmöglichkeiten bietet, der noch lange nicht völlig ausgeschöpft sein wird. Die Verfeinerung der elektronischen Tanzmusik hat gerade erst so richtig begonnen.
Elektronisch tanzbare Grüße,
Krischan
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