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Die Allgegenwart von Fake News

Eine Analyse der aktuellen Informationslandschaft 2024-2025

A swarm of insects around a Persons Head. Symbolizing the fake news bombardment from every side

1. Einleitung: Aktuelle Kontroversen und die Epidemie der Falschinformationen

Die heutige Gesellschaft sieht sich mit einer Vielzahl an kontroversen Themen konfrontiert, die tiefgreifende gesellschaftliche Spaltungen offenlegen, unterschiedliche Wertesysteme aufeinandertreffen lassen und intensive öffentliche Debatten auslösen. Im gegenwärtigen, stark mediatisierten Umfeld erfahren diese Auseinandersetzungen oft eine erhebliche Beschleunigung und Reichweitensteigerung durch digitale Medien. Diese Analyse fokussiert auf jene Themen, die im deutschsprachigen Raum – insbesondere Deutschland und Österreich – für die Jahre 2024 und 2025 als besonders umstritten gelten und untersucht deren Verflechtung mit dem Phänomen der Falschinformationen.

Fake News, definiert als absichtlich verbreitete Falschinformationen mit dem Ziel der Täuschung oder Beeinflussung 1, stellen eine omnipräsente Herausforderung dar. Dieser Begriff umfasst Fehl-, Des- und Malinformation.1 Die Akzeptanz und Verbreitung solcher Falschmeldungen wird häufig durch Emotionen wie Wut oder Angst begünstigt, die Menschen empfänglicher für entsprechende Narrative machen.1 Die Gefahr, die von Desinformation für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgeht, wird von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung erkannt; so sehen beispielsweise 81% eine Gefahr, und 90% vermuten als Ziel die politische Beeinflussung.3 Diese Bedrohung manifestiert sich besonders im Kontext von Wahlen und geopolitischen Spannungen.1

Kontroverse Themen bieten einen besonders fruchtbaren Nährboden für Desinformationskampagnen. Ihre inhärente emotionale Aufladung und die Fähigkeit, bestehende gesellschaftliche Verunsicherungen auszunutzen, machen sie zu idealen Vehikeln für manipulative Inhalte.3 Umgekehrt können Falschinformationen bestehende Kontroversen weiter verschärfen und die gesellschaftliche Polarisierung vorantreiben.3

Die digitale Medienlandschaft beschleunigt nicht nur die Verbreitung von Kontroversen und Falschinformationen 5, sondern ermöglicht auch eine zunehmende Personalisierung. KI-generierte Fälschungen 1 und gezielte Angriffe auf Einzelpersonen, insbesondere Politiker 1, zeigen, dass Desinformation nicht nur breiter gestreut, sondern auch individualisierter und potenziell schädlicher für den öffentlichen Diskurs und betroffene Personen wird. Die hohe Verbreitungsgeschwindigkeit verkürzt die Reaktionszeiten für Richtigstellungen und kann die öffentliche Meinungsbildung nachhaltiger negativ beeinflussen.5

Es offenbart sich eine signifikante Diskrepanz: Obwohl viele Menschen die Gefahr von Desinformation grundsätzlich erkennen 3, überschätzen Individuen häufig ihre eigene Fähigkeit, Falschnachrichten zu identifizieren.10 Studien belegen, dass selbst digitalaffine junge Menschen („Gen Z“) Schwierigkeiten bei der Erkennung von Fake News haben.12 Diese Lücke zwischen dem Problembewusstsein und der tatsächlichen Kompetenz oder dem entsprechenden Handeln – das „Misinformation-Awareness-Action Gap“ – legt nahe, dass reine Aufklärung über die Existenz von Fake News nicht ausreicht. Vielmehr bedarf es gezielter Bildungsmaßnahmen zur Stärkung der Medienkompetenz und der Fähigkeit zur kritischen Informationsbewertung.13 Eine Studie von Econtribute unterstreicht, dass erst das Bewusstmachen der persönlichen Anfälligkeit die Bereitschaft erhöht, in Schutzmaßnahmen wie Faktenchecks zu investieren.10

2. Brennpunkte der Debatte: Die Kontroversesten Themenfelder 2024-2025

2.1 Politische Landschaften und Wahlkämpfe

Wahlen, wie die Bundestagswahl 2025 in Deutschland, die Europawahl 2024 und die Nationalratswahl 2024 in Österreich, stellen zentrale Arenen für gesellschaftliche Kontroversen und die Verbreitung von Desinformation dar. Dies betrifft nicht nur die Wahlprozesse selbst, wo Vorwürfe des Wahlbetrugs laut werden, sondern auch die politischen Akteure und deren Programme. So kursierten im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 Falschbehauptungen und Gerüchte zu Kandidierenden wie Friedrich Merz, Robert Habeck und Annalena Baerbock, zu Parteiprogrammen, beispielsweise angebliche Steuererhöhungspläne der CDU oder die Abschaffung des Kindergeldes, sowie zu Themen wie einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht und angeblichem Wahlbetrug.8 Die Faktencheck-Plattform Correctiv.org hat sich hier als eine wichtige Quelle zur Überprüfung solcher Behauptungen etabliert.

Auch die Europawahl 2024 war von einer erwarteten Zunahme ausländischer Desinformation geprägt.6 Obwohl der APA-Faktencheck keine Hinweise auf Manipulationen bei der EU-Wahl fand 7, berichtete das European Digital Media Observatory (EDMO) von einem Höhepunkt EU-bezogener Falschinformationen im Mai und Juni 2024.6 Ähnliches gilt für die Nationalratswahl in Österreich 2024, bei der ebenfalls eine erhöhte Wachsamkeit gegenüber Desinformation geboten war 5, und Falschbehauptungen über die Bilanz von Bundeskanzler Nehammer zirkulierten.18

Ein wiederkehrendes Muster sind gezielte Angriffe auf Politikerinnen und Politiker durch die Verbreitung von Falschzitaten oder manipulierten Bild- und Videomaterialien. Beispiele hierfür sind KI-generierte Videos von angeblich raufenden Parteichefs 7 oder gefälschte Webseiten, die Friedrich Merz diskreditieren sollten.18 Auch falsche Zitate von Emmanuel Macron und Friedrich Merz wurden in Umlauf gebracht.7

Neben diesen direkten Desinformationskampagnen prägen auch handfeste politische und ökonomische Streitpunkte die öffentliche Debatte. In Deutschland sorgten die Diskussionen um das Haushaltsdefizit und die Finanzpolitik für 2025 für erhebliche Kontroversen, wobei die Unionsfraktion den Etatentwurf scharf kritisierte und die Debatte um die Schuldenbremse erneut entflammte.19 In Österreich führte der Vertrauensverlust Jugendlicher in politische Institutionen und deren Vertreter zu Besorgnis.13 Dieser Vertrauensverlust wird auf das Krisenmanagement der Regierung in Bereichen wie Migration, Pandemiebekämpfung und Teuerung sowie auf bekannt gewordene Korruptionsfälle zurückgeführt.

Die gehäufte Verbreitung von Falschmeldungen zu angeblichen Wahlbetrug 6, die gezielte Diffamierung von Spitzenkandidatinnen und -kandidaten 1 und die Streuung gefälschter Wahlprognosen 9 deuten auf eine systematische Strategie hin. Diese zielt darauf ab, das Vertrauen in die Integrität von Wahlen und in die Legitimität politischer Führungspersönlichkeiten zu untergraben. Solche Kampagnen gehen über einzelne Falschmeldungen hinaus und attackieren die Grundpfeiler demokratischer Prozesse. Die Erwähnung der russischen „Doppelgänger“-Kampagne, die Webseiten seriöser Medien imitiert, um Desinformation zu verbreiten 23, untermauert die Annahme einer organisierten und gezielten Einflussnahme.

Die in der österreichischen Jugendstudie festgestellte „Politikerverdrossenheit“, bedingt durch wahrgenommene mangelnde Glaubwürdigkeit und Korruptionsskandale 13, schafft ein Einfallstor für Desinformation. Dieser Vertrauensverlust in etablierte politische Akteure und Institutionen 5 erzeugt ein Vakuum, das von Desinformationsakteuren genutzt werden kann. Sie bieten alternative Narrative und vermeintliche „Wahrheiten“ an, die auf die Frustration und Skepsis in Teilen der Bevölkerung zugeschnitten sind. Falschnachrichten finden hier einen fruchtbaren Boden, da das Vertrauen in offizielle Informationsquellen bereits erschüttert ist.

2.2 Geopolitische Konflikte und ihre Narrative: Schwerpunkt Ukraine-Krieg

Der Krieg in der Ukraine ist weiterhin ein zentrales Thema, das von intensiven Desinformationskampagnen begleitet wird. Diese zielen häufig darauf ab, die öffentliche Meinung im Westen zu beeinflussen und die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben. Es ist ein hohes Aufkommen von Desinformation im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg zu verzeichnen.1 Russische Staatsmedien und kremlnahe Akteure sind aktiv an der Verbreitung falscher oder irreführender Informationen beteiligt.1 Die Plattform EUvsDisinfo dokumentiert laufend aktuelle Fälle von Desinformation aus russischen Quellen.1

Eine Taktik besteht darin, Prominenten falsche Zitate zum Ukraine-Krieg in den Mund zu legen, um die EU-Unterstützung zu schwächen.23 Solche Kampagnen werden vom German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO) beobachtet und mit der russischen „Doppelgänger“-Operation in Verbindung gebracht, bei der Webseiten seriöser Medien imitiert werden, um Falschinformationen zu verbreiten.23 Auch deutsche Politiker wie Friedrich Merz gerieten im Kontext des Ukraine-Krieges ins Visier von Desinformation, etwa durch ein angebliches Kokain-Video oder eine gefälschte Webseite, die von pro-russischen Profilen verbreitet wurden.8 Ebenso kursierten Falschbehauptungen über angebliche Drogenexzesse von Politikern bei Waffenruhe-Gesprächen in Kiew.21 Weitere Beispiele sind eine gefälschte Bugatti-Rechnung, die Olena Selenska zugeschrieben wurde 7, und Falschinformationen bezüglich der Situation an der ukrainisch-polnischen Grenze.7 Selbst die Debatte über den CO2-Ausstoß, der durch den Ukraine-Krieg verursacht wird, wurde zum Gegenstand von Desinformation.7

Die Desinformationsstrategien im Kontext des Ukraine-Konflikts gehen über reine Falschmeldungen hinaus und münden in eine „Narrative Warfare“. Es werden gezielt Narrative konstruiert, die Emotionen wie Wut, Enttäuschung oder Misstrauen schüren sollen – beispielsweise durch Behauptungen über Korruption in der Ukraine, die angebliche Sinnlosigkeit der westlichen Unterstützung oder angebliche Drogenexzesse westlicher Politiker.7 Die Professionalität dieser narrativen Angriffe, wie sie sich in der „Doppelgänger“-Kampagne zeigt 23, zielt darauf ab, die westliche Geschlossenheit zu untergraben und die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Die Intensität und Vielfalt der Desinformationskampagnen rund um den Ukraine-Krieg 1 könnten weitreichende Folgen haben. Es besteht die Gefahr, dass solche Taktiken – wie gefälschte Zitate, manipulierte Videos oder der Einsatz von KI – auch in anderen kontroversen Themenbereichen als „normal“ oder zumindest erwartbar wahrgenommen werden. Dies senkt potenziell die Hemmschwelle für den Einsatz solcher Methoden und erhöht gleichzeitig die Herausforderung für Faktenchecker und die Medienkompetenz der Bevölkerung. Die schiere Menge an Desinformation könnte zu einer Art „Desinformationsmüdigkeit“ führen, bei der Bürgerinnen und Bürger resignieren und die Unterscheidung zwischen Fakten und Fiktion zunehmend schwerfällt oder gar aufgegeben wird.

2.3 Klimawandel und Umweltpolitik

Der Klimawandel und die damit verbundene Umweltpolitik sind stark polarisierende Themenfelder, die gezielt für Desinformationskampagnen genutzt werden. Dabei werden wissenschaftliche Fakten geleugnet oder Klimaschutzmaßnahmen diskreditiert. Laut dem European Digital Media Observatory betrafen rund 13% der Online-Desinformationen in der EU das Thema Klimawandel, was als alarmierende Entwicklung eingestuft wird.15 Solche Desinformationen werden als Sicherheitsrisiko für die EU betrachtet, da gezielte Kampagnen, wie die russische „Doppelgänger“-Operation, Kopien seriöser Medienwebseiten erstellen, um Falschinformationen zu Klima- und Energiethemen zu verbreiten.15

Konkrete Beispiele für Falschbehauptungen umfassen die angebliche ökonomische Unsinnigkeit von Windkraftanlagen, wenn sie sich drehen 17, oder die Behauptung, Solarmodule seien nicht umweltschonend recycelbar.7 Ein weiteres verbreitetes Narrativ ist, dass der „Düngeeffekt“ von CO2 für Pflanzen wichtiger sei als die negativen Auswirkungen der Klimakrise.7 Auch einzelne Wetterereignisse, wie eine Kaltfront im April, werden fälschlicherweise als Widerlegung des Klimawandels interpretiert.7 Faktencheck-Organisationen wie Correctiv 8 und der GADMO-Bericht 24 identifizieren den Klimawandel als eines der Hauptthemen von Desinformation.

Es lässt sich eine Verschiebung der Desinformationsstrategien beobachten, die als „New Denial“ bezeichnet wird. Während die grundsätzliche Existenz des Klimawandels seltener direkt geleugnet wird, konzentriert sich Desinformation zunehmend auf die Diskreditierung von Klimaschutzmaßnahmen und erneuerbaren Energien.15 Es werden deren Kosten, angebliche Gefahren oder Ineffizienz übertrieben dargestellt, wie am Beispiel der Windräder ersichtlich.17 Diese subtilere Form der Leugnung zielt darauf ab, politische Untätigkeit zu rechtfertigen, indem Lösungen als unrealistisch oder schädlich dargestellt werden.

Darüber hinaus wird Klimawandel-Desinformation oft mit nationalen Wirtschafts- und Souveränitätsnarrativen verknüpft. Die Warnung des österreichischen Umweltministers, das Klima Desinformation die Wettbewerbsfähigkeit Europas schade und ein Sicherheitsrisiko darstelle 15, deutet darauf hin, dass Desinformationskampagnen Klimaschutz als Bedrohung für nationale Interessen und wirtschaftliche Stabilität framen. Narrative könnten suggerieren, dass Klimapolitik Arbeitsplätze vernichte, die Energieversorgung gefährde oder nationale Souveränität an supranationale Organisationen abtrete. Diese Verknüpfung eines wissenschaftlichen Themas mit tiefsitzenden wirtschaftlichen und identitären Ängsten macht es für Desinformation besonders angreifbar und erhöht die Komplexität der Gegenmaßnahmen.

2.4 Migration und Integration

Das Thema Migration und Integration ist ein anhaltend kontroverses Feld, das häufig durch Falschinformationen emotional aufgeladen wird, insbesondere im Zusammenhang mit Kriminalitätsvorwürfen und der Inanspruchnahme von Sozialleistungen. Correctiv hat wiederholt Faktenchecks zu diesem Thema veröffentlicht, beispielsweise zu falschen Zahlen über Bürgergeld Empfänger mit ausländischer Staatsbürgerschaft 9 oder zu unzutreffenden Behauptungen bezüglich der Rentenansprüche ukrainischer Geflüchteter.18

Ein besonders aufschlussreicher APA-Faktencheck vom Oktober 2024 trägt den Titel „Aussagen über Migrantenkriminalität irreführend“.7 Dieser Check ist relevant, da er detailliert die Methodik der Irreführung aufzeigt, wie zum Beispiel die falsche Kategorisierung von Personen als „Migranten“ oder die Nichtunterscheidung zwischen polizeilichen Anzeigen und rechtskräftigen Verurteilungen. Auch die Bertelsmann-Studie identifiziert Einwanderung als eines der Top-Themen für Desinformation.3 Der Bericht des European Digital Media Observatory (EDMO) weist auf eine Zunahme anti-migrantischer Desinformation in vielen EU-Ländern hin, mit dem Ziel, rassistische und migrationsfeindliche Stimmungen zu verstärken.6

Es zeigt sich eine systematische Verzerrung von Statistiken und Begrifflichkeiten, um ein Bedrohungsszenario zu konstruieren. Der erwähnte APA-Faktencheck 25 demonstriert exemplarisch, wie durch die undifferenzierte Verwendung des Begriffs „Migrant“ und die Gleichsetzung von Anzeigen mit Verurteilungen ein verzerrtes Bild von „Ausländerkriminalität“ gezeichnet wird. Hierbei handelt es sich nicht um simple Falschmeldungen, sondern um eine gezielte manipulative Interpretation von Daten, die darauf abzielt, Ängste zu schüren und eine bestimmte politische Agenda zu stützen. Dies stellt eine fortgeschrittene Desinformationstaktik dar, die auf der Verdrehung von Fakten basiert, nicht notwendigerweise auf deren kompletter Erfindung.

Die kontinuierliche Verbreitung von irreführenden Informationen über Migrantinnen und Migranten im Kontext von Kriminalität oder angeblichen Sozialmissbrauch trägt maßgeblich zur Normalisierung fremdenfeindlicher Narrative im öffentlichen Diskurs bei. Wenn solche Narrative unwidersprochen bleiben oder von Teilen der Politik und Medien unkritisch aufgegriffen werden, können sie das gesellschaftliche Klima nachhaltig vergiften und die Diskriminierung von Minderheiten fördern. Die bewusste emotionale Aufladung dieser Themen 6 verstärkt diesen Effekt zusätzlich und erschwert eine sachliche Auseinandersetzung.

2.5 Sozioökonomische Spannungsfelder

Sozioökonomische Themen wie Inflation, steigende Lebenshaltungskosten, Staatsverschuldung und Fragen der sozialen Gerechtigkeit sind Quellen erheblicher öffentlicher Besorgnis und somit anfällig für kontroverse Darstellungen und die Verbreitung von Falschinformationen. In Österreich beispielsweise ist die Debatte um das Budgetdefizit und gestiegene Ausgaben für den Finanzausgleich, das Bundespersonal und den Klimabonus ein kontroverses Thema, zu dem sowohl die SPÖ als auch die FPÖ Kritik und Zweifel an den Darstellungen der Regierung äußerten.19 Ähnlich verhält es sich in Deutschland, wo die Haushaltsdebatte für 2025 von Kontroversen geprägt ist, insbesondere durch die Kritik der Union am Etatentwurf und die anhaltende Diskussion um die Schuldenbremse.20

Die Sozialberichte für Österreich 26 und Deutschland 28 für das Jahr 2024 analysieren die Auswirkungen der jüngsten Krisen – Pandemie und Teuerung – auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung. Schwerpunkte sind hierbei Armut, soziale Ausgrenzung, die finanzielle Belastung durch Wohnkosten und das Ausmaß der Verschuldung. Der deutsche Sozialbericht legt zudem einen Fokus auf Einkommens- und Vermögensungleichheit, den Arbeitskräftebedarf und die spezifische Lebensrealität von Menschen mit Einwanderungsgeschichte.

Die inhärente Komplexität sozioökonomischer Daten und Zusammenhänge bietet ein Einfallstor für manipulative Vereinfachungen und Schuldzuweisungen. Themen wie Staatsfinanzen, Inflation oder soziale Ungleichheit 19 sind oft durch vielschichtige Ursache-Wirkungs-Gefüge gekennzeichnet, die für die breite Öffentlichkeit schwer durchschaubar sind. Diese Komplexität macht sie anfällig für populistische Narrative, die komplexe Probleme auf simple Ursachen reduzieren oder die Schuld bestimmten Akteuren (wie der Regierung, der EU oder Migranten) zuschieben. Falschinformationen können hier ansetzen, indem sie unrealistische Lösungen versprechen oder Ängste instrumentalisieren, was in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit besonders verfängt.

Es besteht eine bedenkliche Wechselwirkung zwischen realen ökonomischen Sorgen der Bevölkerung und ihrer Anfälligkeit für Desinformation in anderen, scheinbar nicht direkt damit zusammenhängenden Bereichen. Die in den Sozialberichten dokumentierten Sorgen um Einkommen, Teuerung und Wohnkosten 26 können die allgemeine Verunsicherung in der Bevölkerung erhöhen. Diese Verunsicherung wiederum kann die Empfänglichkeit für Desinformationen auch in Themenfeldern wie Migration oder Klimapolitik steigern. Wenn Menschen sich wirtschaftlich bedroht fühlen, könnten sie eher bereit sein, Sündenbock-Narrative zu akzeptieren oder einfachen, von Desinformations-Akteuren angebotenen Erklärungen für komplexe Probleme Glauben zu schenken.

2.6 Gesundheit und Wissenschaft

Die COVID-19-Pandemie hat tiefe Spuren im Vertrauen der Bevölkerung in wissenschaftliche und gesundheitspolitische Institutionen hinterlassen. Impfskepsis und die Verbreitung von Falschinformationen zu Gesundheitsthemen sind nach wie vor virulente Probleme. Faktencheck-Organisationen wie Correctiv sehen sich weiterhin mit der Aufgabe konfrontiert, Falschbehauptungen im Gesundheitsbereich zu widerlegen, beispielsweise angebliche Verbindungen zwischen COVID-19-Impfungen und „Turbokrebs“.22 Auch der APA-Faktencheck befasst sich regelmäßig mit Gesundheitsthemen und korrigiert Falschinformationen zum eImpfpass, unseriöse Zahlen zu Impftoten, irreführende Darstellungen zur Pockenimpfung, zum Nutzen der Mammografie oder zur Masernimpfung.7 Der GADMO-Bericht identifizierte COVID-19 als eines der Hauptthemen von Desinformation in den Jahren 2021 und 2022.24 Initiativen wie Saferinternet.at thematisieren ebenfalls die Auseinandersetzung mit Fake News im Kontext von Gesundheit.29 Über Impfungen hinaus betreffen Falschinformationen auch Konsumverbote, wie beispielsweise angebliche Verbote von Fleisch, oder die Sicherheit von Lebensmittelzusätzen wie Mehlwurm Pulver.7

Die Persistenz von Gesundheits-Desinformation, insbesondere im Bereich der Impfungen 7, deutet auf eine langfristige Erosion des Vertrauens in etablierte medizinische Institutionen und wissenschaftliche Erkenntnisse hin. Obwohl die akute Phase der Pandemie vorüber ist, werden einmal etablierte Narrative, wie beispielsweise die generelle Impfskepsis, weiterhin verbreitet und auf neue Kontexte adaptiert. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung für die öffentliche Gesundheit und die wissenschaftliche Aufklärung dar.

Falschinformationen im Gesundheitsbereich 7 sind oft nicht isoliert zu betrachten, sondern stehen häufig im Kontext breiterer Anti-Establishment- und Verschwörungs- Narrative. Die Skepsis gegenüber Impfungen kann beispielsweise mit einer generellen Ablehnung staatlicher Maßnahmen, einer tiefgreifenden Wissenschaftsfeindlichkeit oder einer generellen Technikfeindlichkeit einhergehen, wie sie sich auch in der Desinformation zu 5G-Technologie zeigte.1 Diese Verknüpfung macht die Bekämpfung solcher Falschinformationen besonders schwierig, da sie oft tief in weltanschaulichen Überzeugungen verwurzelt sind und rationale Argumente nur schwer zugänglich sind.

3. Anatomie der Falschmeldung: Verbreitete Muster und Taktiken

3.1 Charakteristika von Fake News

Falschmeldungen weisen oft typische Merkmale auf, die bei kritischer Betrachtung als Warnsignale dienen können. Eine auffallend emotionale und reißerische Sprache ist häufig anzutreffen, wobei Begriffe wie „OMG!! Wahnsinn! UNGLAUBLICH!“, „schrecklich“, „herzzerreißend“ oder „unfassbar“ eingesetzt werden, um starke Reaktionen hervorzurufen.1 Insbesondere Boulevardmedien bedienen sich oft einer einfachen, stark komprimierten Sprache und plakativen Überschriften, um Aufmerksamkeit zu generieren.31

Ein weiteres Kennzeichen ist das Fehlen von Details und nachprüfbaren Quellen.1 Oft werden fragwürdige Zahlen und Statistiken ohne Belege präsentiert oder Informationen aus dem Kontext gerissen, um eine bestimmte Agenda zu unterstützen.1 Manipulierte oder dekontextualisierte Bilder und Videos, die häufig schockierend oder drastisch gestaltet sind, dienen ebenfalls der Emotionalisierung und Irreführung.1

Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen nach dem Muster „Alle… sind…“ sind ebenso typisch wie die Verbreitung von Verschwörungstheorien, die heimliche Strippenzieher oder unbekannte Mächte als Ursache für komplexe Probleme präsentieren.1 Im digitalen Raum kommen Clickbait-Titel und -Videos hinzu, die mit Cliffhangern Neugier wecken und zum Weiterklicken animieren sollen.1 Nicht selten werden Falschinformationen über gefälschte Accounts oder durch Identitätsdiebstahl verbreitet, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen oder die wahren Urheber zu verschleiern.1

3.2 Die Rolle von KI-generierter Desinformation

Die Entwicklung und Verbreitung von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die Landschaft der Desinformation nachhaltig verändert und stellt eine neue Qualität der Bedrohung dar. KI-gesteuerte Fehl- und Desinformation wird mittlerweile als eines der größten globalen Risiken eingestuft.1 Eine besonders besorgniserregende Entwicklung sind sogenannte Deepfakes – täuschend echt manipulierte Bilder und Videos von Personen. Beispiele hierfür sind KI-generierte Videos von angeblich raufenden Parteichefs 7 oder ein KI-generiertes Bild von Donald Trump in Hurrikan-Fluten.7

Darüber hinaus kann KI genutzt werden, um glaubwürdig klingende, aber falsche Texte, Artikel und Zitate zu erstellen. So wurden etwa Fake-Artikel über Friedrich Merz 17 oder ein gefälschter Artikel über Merz und eine angebliche Geldstrafe 7 sowie ein falsches Zitat des Politikers Körner 7 verbreitet. Die automatisierte Verbreitung solcher Inhalte durch Social Bots, also Programme, die menschliches Verhalten in sozialen Netzwerken imitieren, potenziert die Reichweite und Geschwindigkeit von Desinformationskampagnen.1

Eine zentrale Herausforderung besteht darin, dass KI-generierte Inhalte immer schwerer von authentischen Materialien zu unterscheiden sind.1 Selbst Chatbots, die als Informationsquelle dienen sollen, liefern teilweise falsche oder irreführende politische Informationen.23 Diese Entwicklung stellt sowohl technische Erkennungssysteme als auch die Medienkompetenz der Nutzer vor erhebliche Schwierigkeiten.

3.3 Wiederkehrende Narrative und ihre Zielrichtung

Desinformationskampagnen bedienen sich häufig wiederkehrender Narrative, die auf spezifische psychologische und gesellschaftliche Schwachstellen abzielen. Ein zentrales Ziel ist die Untergrabung des Vertrauens in etablierte Institutionen. Dies betrifft Medien, wissenschaftliche Einrichtungen und politische Organe, deren Glaubwürdigkeit gezielt attackiert wird.3

Eng damit verbunden ist die Strategie der Polarisierung und Spaltung. Durch die emotionale Aufladung kontroverser Themen sollen gesellschaftliche Konfliktlinien vertieft und der gesellschaftliche Zusammenhalt geschwächt werden.3 Angstmacherei ist ein weiteres probates Mittel, um Falschinformationen zu verbreiten. Es werden Ängste vor Überfremdung, wirtschaftlichem Niedergang, Gesundheitsgefahren oder dem Verlust von Freiheitsrechten geschürt und instrumentalisiert.1

Die Delegitimierung von politischen Gegnern, Journalisten oder Aktivisten durch persönliche Angriffe und Diffamierungen ist ebenfalls eine gängige Taktik.1 Schließlich dient Desinformation oft der Verbreitung spezifischer Ideologien, wie beispielsweise rechtsextremer Narrative 33 oder einer generellen Anti-EU-Stimmung.6

Die zunehmende Nutzung von KI-Technologien 1, die Durchführung ausgefeilter Kampagnen wie der „Doppelgänger“-Operationen 15, die gezielte Ausnutzung von Social-Media-Algorithmen und die Erstellung professionell wirkender gefälschter Webseiten deuten auf eine Professionalisierung und Industrialisierung der Desinformationsproduktion hin. Es handelt sich nicht mehr primär um das Werk von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen, sondern zunehmend um organisierte Akteure, die über erhebliche Ressourcen verfügen und strategisch vorgehen, um maximale Wirkung zu erzielen. Verweise auf „staatliche Akteure“ 4 und „organisierte Akteure“ 4 stützen diese Einschätzung einer systematischen und ressourcenintensiven Einflussnahme.

Desinformationskampagnen scheinen zudem als „lernende Systeme“ zu agieren. Die Anpassung von Narrativen an aktuelle Ereignisse, wie die Desinformation zur Pandemie, dem Ukraine-Krieg und dem Klimawandel, die aktuelle Trends aufgreift 24, sowie die Reaktion auf Faktenchecks – sei es durch Modifikation der Falschmeldung oder durch Angriffe auf die Faktenchecker selbst – legen nahe, dass Desinformationsnetzwerke ihre Strategien kontinuierlich anpassen und verfeinern. Der Einsatz von KI ermöglicht dabei eine schnelle Generierung neuer Inhalte und potenziell die Umgehung etablierter Erkennungsmechanismen. Dies stellt eine dynamische Herausforderung dar, die eine ebenso adaptive und proaktive Gegenstrategie erfordert. Die Erkenntnis aus Studien wie jener von Assenza et al. 10, dass das Bewusstsein der eigenen Anfälligkeit für Falschinformationen entscheidend ist, unterstreicht, dass Desinformationsstrategien oft auf unbewusste kognitive Verzerrungen und emotionale Schwachstellen abzielen.

4. Hotspots der Desinformation: Welche Themen sind am stärksten betroffen?

Die Analyse der vorliegenden Faktencheck-Berichte und Studien für die Jahre 2024 und 2025 zeigt deutlich, dass bestimmte Themenfelder besonders intensiv von Desinformationskampagnen betroffen sind. Die Intensität und die spezifischen Narrative variieren, doch es lassen sich klare Schwerpunkte erkennen.

Wahlen und politische Akteure: Dieser Bereich verzeichnet ein konstant hohes Volumen an Falschmeldungen. Narrative umfassen Wahlbetrugsvorwürfe, die Diffamierung von Kandidaten und Parteien durch gefälschte Zitate, manipulierte Bilder oder Videos (teilweise KI-generiert) und die Verbreitung irreführender Informationen über politische Programme.1 Die direkte politische Relevanz und das Potenzial, Wahlergebnisse zu beeinflussen, machen dieses Feld zu einem Hauptziel.

Geopolitische Konflikte (insbesondere der Ukraine-Krieg): Der Krieg in der Ukraine ist ein anhaltender Hotspot für Desinformation, die oft darauf abzielt, die öffentliche Meinung zu manipulieren, Allianzen zu schwächen und bestimmte geopolitische Interessen zu fördern. Hierbei werden häufig staatlich gesteuerte oder beeinflusste Kampagnen beobachtet, die Falschinformationen über Kriegsverlauf, Kriegsverbrechen, die Rolle internationaler Akteure oder die Legitimität der beteiligten Parteien verbreiten.1

Klimawandel und Umweltpolitik: Desinformation in diesem Bereich zielt darauf ab, wissenschaftliche Erkenntnisse über den menschengemachten Klimawandel zu leugnen oder abzuschwächen und Klimaschutzmaßnahmen zu diskreditieren. Falschbehauptungen betreffen die Ursachen und Folgen des Klimawandels, die Wirksamkeit erneuerbarer Energien oder die Kosten von Klimaschutzmaßnahmen.1 Die Professionalität und Intensität der Klimawandel-Desinformation nimmt zu.

Migration und Integration: Dieses Thema ist ein Dauerbrenner für Falschinformationen und wird oft genutzt, um Ängste zu schüren und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen. Narrative drehen sich häufig um angebliche Migrantenkriminalität, Sozialmissbrauch oder eine vermeintliche Bedrohung der kulturellen Identität.3

Gesundheit (insbesondere Impfungen und Pandemie-Folgen): Die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie sind weiterhin spürbar, mit anhaltender Impfskepsis und der Verbreitung von Falschinformationen zu medizinischen Themen, der Sicherheit von Impfstoffen oder alternativen Heilmethoden.7

Die folgende Tabelle fasst diese Beobachtungen zusammen:

Kontroverses ThemaVorherrschende Fake-News-Typen / NarrativeHauptverbreitungswegeVermutete Akteure/Quellen
Wahlen & politische AkteureWahlbetrug, Diffamierung von Politikern (Falschzitate, Deepfakes), gefälschte Umfragen/ProgrammeSoziale Medien (TikTok, Facebook, X), Messenger-Dienste, Fake-WebsitesPolitische Gruppierungen, ausländische Einflussnahme (z.B. Russland), KI-gestützte Kampagnen
Geopolitische Konflikte (Ukraine-Krieg)Falschdarstellung von Kriegsereignissen, Propaganda, Diskreditierung von Konfliktparteien oder Unterstützern, gefälschte Dokumente/BeweiseSoziale Medien, staatlich beeinflusste Medien, Fake-Accounts, Messenger-DiensteStaatliche Akteure (insb. Russland), pro-russische Netzwerke, ideologisch motivierte Gruppen
Klimawandel & UmweltpolitikLeugnung des menschengemachten Klimawandels, Diskreditierung erneuerbarer Energien, Verharmlosung von ExtremwetterereignissenSoziale Medien, Blogs, alternative Nachrichtenportale, gezielte Online-KampagnenInteressengruppen (fossile Energien), verschwörungstheoretische Milieus, teils staatliche Akteure (z.B. „Doppelgänger“)
Migration & IntegrationÜbertreibung von Migrantenkriminalität, Falschinfos zu Sozialleistungen, Schüren von Überfremdungsängsten, rassistische NarrativeSoziale Medien (insb. geschlossene Gruppen), rechtsextreme Plattformen, ForenRechtsextreme Gruppen, populistische Akteure, fremdenfeindliche Netzwerke
Gesundheit (Impfungen, Pandemiefolgen)Impfschäden, Unwirksamkeit von Impfungen, Verschwörungstheorien zu Krankheitsursachen, Falschinformationen zu Lebensmittel/KonsumSoziale Medien, Messenger-Dienste (Telegram), alternative GesundheitsportaleImpfgegner-Netzwerke, verschwörungstheoretische Gruppen, Esoterik-Szene
Sozioökonomische ThemenVereinfachte Schuldzuweisungen für Inflation/Krisen, falsche Versprechungen, Panikmache bzgl. wirtschaftlicher ZusammenbrücheSoziale Medien, Kommentarspalten, BlogsPopulistische Akteure, Interessengruppen, die von Verunsicherung profitieren

Diese thematische Konvergenz, bei der beispielsweise die Ablehnung von Klimaschutzmaßnahmen mit migrationsfeindlichen Argumenten („Geld für Klima statt für Flüchtlinge“) oder mit Verschwörungstheorien über eine angebliche „globale Elite“ verbunden wird, erhöht die Komplexität der Desinformationslandschaft. Die Faktencheck-Organisationen decken oft mehrere dieser Themenbereiche ab 8, was die Verschränkung der Narrative unterstreicht und die isolierte Bekämpfung einzelner Falschmeldungen erschwert.

Die Themen, die am stärksten von Fake News betroffen sind, spiegeln oft tieferliegende gesellschaftliche Verunsicherungen und Vertrauenskrisen wider.1 Desinformation gedeiht dort, wo das Vertrauen in etablierte Institutionen und Informationsquellen erodiert ist.3 Sie bietet scheinbar einfache Erklärungen und Sündenböcke für komplexe Probleme und bedient das Bedürfnis nach Orientierung in unsicheren Zeiten. Die Bekämpfung von Fake News erfordert daher nicht nur Faktenchecks, sondern auch umfassende Maßnahmen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des Vertrauens in demokratische Prozesse sowie wissenschaftliche Erkenntnisse.

5. Schlussfolgerung und Ausblick: Navigation in einer komplexen Informationslandschaft

Die Analyse der kontroversesten Themen und der Verbreitung von Falschinformationen im deutschsprachigen Raum für die Jahre 2024-2025 zeichnet ein komplexes Bild. Die Brennpunkte der öffentlichen Debatte – Wahlen und politische Führung, der Ukraine-Krieg, der Klimawandel, Migration, sozioökonomische Unsicherheiten und Gesundheitsthemen – sind gleichzeitig die Hauptangriffsflächen für Desinformationskampagnen. Diese Kampagnen nutzen gezielt emotionale Mobilisierung, um gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen und das Vertrauen in Fakten und Institutionen zu untergraben. Die zunehmende Verbreitung KI-generierter Inhalte stellt dabei eine neue Qualität der Bedrohung dar, die sowohl die Erstellung als auch die Erkennung von Falschinformationen erschwert.

Die Professionalisierung und Industrialisierung der Desinformation, oft betrieben von organisierten Akteuren mit erheblichen Ressourcen und teils staatlicher Unterstützung 4, erfordert eine ebenso professionelle und koordinierte Gegenstrategie. Die Desinformationslandschaft agiert dabei als ein „lernendes System“, das seine Taktiken kontinuierlich anpasst und auf Faktenchecks reagiert. Dies macht eine statische Abwehrhaltung unzureichend.

Zukünftige Herausforderungen liegen in der kontinuierlichen Anpassung von Faktencheck-Methoden und Medienkompetenzstrategien, um mit den sich ständig weiterentwickelnden Desinformationstaktiken Schritt zu halten.1 Bildungseinrichtungen, Medien und die Politik spielen eine entscheidende Rolle bei der Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz gegenüber Desinformation.13 Angesichts der oft grenzüberschreitenden Natur von Desinformationskampagnen ist zudem eine verstärkte internationale Zusammenarbeit unerlässlich.1

Die Vielfalt der Akteure, die Desinformation verbreiten – von staatlichen Akteuren über ideologische Gruppen bis hin zu kriminellen Netzwerken 1 – und die Breite der betroffenen Themen machen deutlich, dass ein isolierter Ansatz nicht zielführend ist. Es bedarf eines gesamtgesellschaftlichen („Whole-of-Society“) Ansatzes. Dieser muss die Zusammenarbeit von Regierungsinstitutionen 4, Bildungseinrichtungen 13, Medien 35, Technologieplattformen 1 und der Zivilgesellschaft 3 umfassen. Nur so können sowohl präventive Maßnahmen wie die Förderung von Medienkompetenz und „Prebunking“-Strategien 6 als auch reaktive Schritte wie Faktenchecking und gegebenenfalls Regulierung effektiv umgesetzt werden.Die technologischen Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz 1, und die anhaltende gesellschaftliche Polarisierung 3 deuten darauf hin, dass Desinformation keine vorübergehende Erscheinung ist. Vielmehr handelt es sich um eine strukturelle und dauerhafte Herausforderung für offene Gesellschaften. Dies erfordert eine langfristige strategische Ausrichtung auf die Stärkung der Resilienz und die kontinuierliche Verteidigung eines faktenbasierten Diskurses, anstatt sich auf kurzfristige Ad-hoc-Lösungen zu verlassen. Die Tatsache, dass selbst seriöse Medien Falschinformationen aufgreifen können, wie im Fall Baerbock geschehen 1, unterstreicht die Tiefe und Komplexität des Problems und die Notwendigkeit einer allumfassenden Wachsamkeit und kritischen Informationsbewertung auf allen Ebenen der Gesellschaft.

Mit faktenbasierten Grüßen,

Euer Krischan

Referenzen:
  1. Fake News, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.lpb-bw.de/fake-news
  2. Fake News: Die wichtigsten Fragen und Antworten – Stadt Wien, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.wien.gv.at/medien/fake-news/fragen-und-antworten.html
  3. Große Mehrheit erkennt in Desinformation eine Gefahr für …, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2024/februar/grosse-mehrheit-erkennt-in-desinformation-eine-gefahr-fuer-demokratie-und-zusammenhalt
  4. Alle Schwerpunkte – Desinformation als hybride Bedrohung – BMI, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/schwerpunkte/DE/desinformation/artikel-desinformation-hybride-bedrohung.html
  5. Wachsamkeit bei Desinformation (insbesondere vor der Nationalratswahl 2024) – Bundesministerium für Inneres, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bmi.gv.at/412/Nationalratswahlen/Nationalratswahl_2024/files/Infosheet_Desinformation_BF.pdf
  6. codetekt e.V. – Gemeinsam gegen Falschinformationen, Zugriff am Mai 20, 2025, https://codetekt.org/
  7. Aktuelle APA-Faktencheck Sammlung | Austria Presse Agentur, Zugriff am Mai 20, 2025, https://apa.at/faktencheck/ueberblick/
  8. CORRECTIV.Faktencheck, Zugriff am Mai 20, 2025, https://correctiv.org/faktencheck/
  9. Kampf um die Fakten: Diese Fakes prägten die Wochen vor der Bundestagswahl – Correctiv, Zugriff am Mai 20, 2025, https://correctiv.org/faktencheck/bundestagswahl-2025/2025/02/22/kampf-um-die-fakten-diese-fakes-praegten-die-wochen-vor-der-bundestagswahl/
  10. Fake News: Susceptibility, Awareness, and Solutions – IDEAS/RePEc, Zugriff am Mai 20, 2025, https://ideas.repec.org/p/ajk/ajkpbs/065.html
  11. www.tse-fr.eu, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.tse-fr.eu/sites/default/files/TSE/documents/doc/wp/2024/wp_tse_1519.pdf
  12. Gen Z und Medienkompetenz: Wer häufig Fake News glaubt | tagesschau.de, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.tagesschau.de/wissen/gen-z-fake-news-100.html
  13. Demokratie Monitor: Jugendliche vertrauen politischen Institutionen immer weniger (PK0020/24.01.2025) | Parlament Österreich, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/jahr_2025/pk0020
  14. Safer Internet Day 2025 – für mehr Sicherheit im Netz – Baden-Württemberg, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/safer-internet-day-2025-fuer-mehr-sicherheit-im-netz-1
  15. Klimawandel: Totschnig warnt vor Desinformation, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bmluk.gv.at/service/presse/klima-umwelt/2025/klimawandel-totschnig-warnt-vor-desinformation.html
  16. Fake News: Susceptibility, Awareness, and Solutions – Econtribute, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.econtribute.de/RePEc/ajk/ajkpbs/ECONtribute_PB_065_2024.pdf
  17. Bundestagswahl 2025: Diese Falschbehauptungen, Fakes und Gerüchte kursieren, Zugriff am Mai 20, 2025, https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2024/12/02/bundestagswahl-2025-diese-falschbehauptungen-fakes-und-geruechte-kursieren/
  18. Politik Faktenchecks – Correctiv, Zugriff am Mai 20, 2025, https://correctiv.org/faktencheck/politik/
  19. Kontroverse Debatte über Haushaltsentwicklung im Budgetausschuss (PK1046/14.11.2024) | Parlament Österreich, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/jahr_2024/pk1046
  20. Kontroverse Einschätzungen der Fraktionen zum Haushaltsentwurf 2025, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw37-de-schlussrunde-1012556
  21. Faktencheck | News Verifizieren | APA – Austria Presse Agentur, Zugriff am Mai 20, 2025, https://apa.at/service/faktencheck-2/
  22. Heiße Motoren und schmelzende Gletscher: Die meistgelesenen Faktenchecks 2024, Zugriff am Mai 20, 2025, https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2024/12/20/heisse-motoren-und-schmelzende-gletscher-die-meistgelesenen-faktenchecks-2024/
  23. EUROPEAN DIGITAL MEDIA OBSERVATORY – Disinfo Bulletin …, Zugriff am Mai 20, 2025, https://ec.europa.eu/newsroom/edmo/redirection/item/833100/default/3754
  24. Report: Most disinformation on COVID, war and climate change …, Zugriff am Mai 20, 2025, https://gadmo.eu/en/5983/
  25. Aussagen über Migrantenkriminalität irreführend | Faktencheck | APA – Austria Presse Agentur, Zugriff am Mai 20, 2025, https://apa.at/faktencheck/aussagen-ueber-migrantenkriminalitaet-irrefuehrend/
  26. Sozialbericht 2024 – Band II: Sozialpolitische Analysen – Sozialministerium, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:5c52548c-54ab-413e-aec2-f48500c32a83/BMSGPK_Sozialbericht2024_Band-II_pdfUA.pdf
  27. Sozialbericht 2024 – Band II: Sozialpolitische Analysen – Sozialministerium, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.sozialministerium.gv.at/dam/jcr:5c52548c-54ab-413e-aec2-f48500c32a83/BMSGPK_Sozialbericht2024_Band-II_pdfUA.pdf
  28. Sozialbericht 2024 – Bundeszentrale für politische Bildung, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Sozialbericht_2024_bf_k2.pdf
  29. Nicht vergessen: Safer Internet Day & -Monat 2025- Saferinternet.at, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.saferinternet.at/zielgruppen/eltern/nicht-vergessen-safer-internet-day-monat-2025
  30. Wie erkenne ich Fake News und wie gehe ich damit um? – Saferinternet.at, Zugriff am April 29, 2025, https://www.saferinternet.at/wie-erkenne-ich-fake-news-und-wie-gehe-ich-damit-um
  31. Boulevard (Medien) – Wikipedia, Zugriff am April 29, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Boulevard_(Medien)
  32. MANIPULATION IN DER SPRACHE DER BOULEVARDPRESSE, Zugriff am April 29, 2025, https://ezikovsvyat.com/images/stories/issue17.2-2019/3.Godis_26-38.pdf
  33. Bericht über den Rechtsextremismus in Österreich (25.04.2025) – YouTube, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.youtube.com/watch?v=PnVCwAdx1OA
  34. 2024 Misinformation Trends & 2025 Outlook – YouTube, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.youtube.com/watch?v=SC_lBw3yzTM
  35. Kampf gegen Desinformation – Bundeskanzleramt Österreich, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bundeskanzleramt.gv.at/themen/kampf-gegen-desinformation.html
  36. Erasmus+ und ESK Fachtagung 2024 – Wien – OeAD Erasmus +, Zugriff am Mai 20, 2025, https://erasmusplus.oead.at/de/wirkung-initiativen/erasmus-tagung/dokumentation
  37. Debatte & Themen – Jugend debattiert, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.jugend-debattiert.de/debatte-themen
  38. Richtig & Falsch – Podcast, Zugriff am Mai 20, 2025, https://richtigundfalsch.podigee.io/
  39. Zeitungen sind Garant für verlässliche Informationen: Studie „Zeitungsqualitäten 2025“ präsentiert aktuelle Daten zur Zeitung – BDZV, Zugriff am Mai 20, 2025, https://www.bdzv.de/service/presse/pressemitteilungen/2025/zeitungen-sind-garant-fuer-verlaessliche-informationen-studie-zeitungsqualitaeten-2025-praesentiert-aktuelle-daten-zur-zeitung



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